Ein kleiner Leitfaden

zur (Wieder-) Inbetriebnahme

von SIMSON-Mopeds :

Vielfach können die Simson-Fahrzeuge selbst nach jahrelanger Standzeit mit ein wenig Sprit im Tank nach wenigen Kick-Versuchen ihr freudiges „Räng-däng-däng“ ertönen lassen...jedoch häufig ist das nur von kurzer Dauer. Dann ist es an der Zeit, eine Art „Technische Grundwartung“ vorzunehmen, um über lange Zeit ein verlässliches und verkehrssicheres Fahrzeug sein Eigen zu nennen.

Da mit dem stabilen Lauf des Motors eine Grundvoraussetzung für die Freude an den Fahrzeugen hergestellt wird, möchte ich mich im Folgenden auf Vergaser und Zündanlage konzentrieren.

Es sei an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, das Nachstehendes keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und das einige Hinweise auf die Schwalbe bezogen sind.



Vielen Dank an Achim von der Schwabenkart-Seite für die freundliche Genehmigung, sein Zweitaktprinzipbild hier darstellen zu dürfen ;-) Im Übrigen wird dort auch das grundsätzliche Zweitaktprinzip sowie die Funktion des Vergasers erklärt.


Vergaser und Tank

Als einer der Schwerpunkte bei der Wartung ist der Vergaser zu nennen. Nach dem Ausbau sollte zuerst anhand dieser Tabelle überprüft werden, ob der für das Möp richtige Vergaser eingebaut ist. Die Kennzeichnung ist auf der Seite des Vergasergehäuses eingeprägt. Darüber hinaus sollte kontrolliert werden, ob die richtigen Düsengrößen eingebaut sind, die ebenfalls aus der Tabelle ersichtlich sind.

Beim Schwimmer sollte Dichtigkeit und Leichtgängigkeit auf der Welle gewährleistet sein, das Schwimmernadelventil sollte öffnen und schließen können. Zum Einstellen des Schwimmerniveaus kann diese Seite ganz hilfreich sein.

Bei der Demontage und Reinigung aller Düsen den jeweiligen Einbauort vorher notieren und entsprechende Vorsicht beim Reinigen walten lassen - keine harten Gegenstände in die Düsen stecken sondern am Besten nur mit Druckluft durchblasen.

Bei der Kontrolle des Chokes sollte die Beweglichkeit des Kolbens sowie das verwendete Chokegummi auf Nachgiebigkeit überprüft werden.

Die Stellung der kleinen Plättchen in den Kerben der Teillastnadel sollte anhand der o.g. Tabelle überprüft werden, dritte Kerbe von oben bedeutet dabei, dass das unterste Plättchen in der 3. Kerbe steckt (siehe auch Bild links). Oben ist dabei die linke, stumpfe Seite der Nadel, unten die Spitze.



Die Dichtflansche des Vergasers zum Stutzen am Zylinder sollten eben und plan sein, ggf. auf einer mit feinem Sandpapier belegten Glasplatte planschleifen. Beim Zusammenbau eine neue Dichtung verwenden und die Schrauben nicht zu fest "anknallen", da Verwindungsgefahr besteht.


Achtung - Die dicke Flanschdichtung zur thermischen Isolation des Motors zum Vergasers nicht vergessen !

Der Luftfilter sollte an der richtigen Stelle sitzen und mit Waschbenzin ausgespült werden. Danach bewirken einige Tropfen Getriebeöl in der Filtermatte, dass Schmutzpartikel sich an dieser sammeln und nicht in den Vergaser gelangen.

Aus dem Lufberuhigungskasten sollte der ggf. vorhandene alte Schmodder durch öffnen des kleinen, runden Stöpsels an der Unterseite abgelassen werden - Achtung, Schale unterstellen, es könnte mehr werden !

Übrigens: Der Metallstutzen an dem Kasten sollte fest und dicht sein und mit dem Gummistutzen dicht mit der Schelle verbunden- Nebenluftgefahr !

Bei der Verwendung von Zusatzfiltern in der Benzinleitung zum Vergaser ist Vorsicht geboten: Aufgrund des nur geringen Gefälles zwischen Tank und Vergaser kann der Druck (vor allem bei geringen Treibstoffmengen im Tank) nicht mehr ausreichen, um den Vergaser zu füllen - das äußert sich dann durch schlagartiges Ausgehen und nach kurzer Pause einwandfreiem Weiterlauf...für weitere 2 Minuten.

Besser ist es, den Tank innen gründlich vom Rost zu befreien und auf den im Sprithahn integrierten Filter zu vertrauen. Möglichkeiten der Reinigung sind das intensive Schütteln mit eingefüllten Kieselsteinen bzw. Spax-Schrauben oder die chemische Reinigung mit Oxalsäure und nachfolgender Tankversiegelung (z.B. Kreem-Rot )

Als weitere Fehlerquelle ist das zugesetzte Lüftungsloch des Tankdeckels zu nennen, das das Nachströmen des Sprits in den Vergaser infolge des entstehenden Unterdruckes im Tank verhindern kann.



Zündung und Elektrik

Bei den Simson-Mopeds sind unterschiedlicher Zündanlagen eingesetzt: Unterbrecherzündung mit innen- und außenliegender Zündspule sowie einige elektronische Zündungen mit Gebermodul auf der Grundplatte. Als Gemeinsamkeit kann man allen Zündungen den Einsatz der Isolator-260-Zündkerzen zusprechen, die auch unbedingt verbaut werden sollten, vor allem, wenn irgend etwas an der Zündung nicht funktioniert. Weitere mögliche Fehlerquellen, die es bei Störungen zu überprüfen und auszuschließen gilt, sind die Folgenden:

Zündanlage der KR 51/2 E


Der Unterbrecherkontakt sitzt auf der Grundplatte und wird von einem Nocken auf dem Polrad angetrieben. Seine maximale Öffnung sollte 0,4 mm betragen und kann durch eines der Löcher im Polrad kontrolliert und eingestellt werden. Dieses sollte beim Einstellen der Zündung als erstes geschehen. Bei der Kontrolle des U-Kontaktes sollte auf saubere und glatte Kontaktflächen sowie auf die Schmierung an der Fläche zur Kurbelwelle geachtet werden.

Das Polrad kann mit einem entsprechendem Polradabzieher (Kosten ca. 5€) von der Kurbelwelle abgezogen werden. Dazu wird es außen mit z.B. Hilfe eines Ölfilterschlüssels festgehalten. Nach Demontage des Polrades hat man freien Blick auf die Grundplatte und die drei Lichtmaschinen-Spulen sowie U-Kontakt und Kondensator. (Achtung : In einer Nut der Kurbelwelle befindet sich ein metallischer "Halbmond" zur Fixierung des Polrades auf der Kurbelwelle - nicht verlieren !)

Die Einstellung der Zündung kann anhand dieser Beschreibung erfolgen. Allen unterschiedlichen Arten der Einstellung ist eines gemein: den Öffnungszeitpunkt des Unterbrecherkontaktes zu bestimmen, der bei 1,5mm (alte Motoren M53/M54) bzw. 1,8mm (neue Motoren M531/M541) vor OT mit der Erzeugung einer hohen Zündspannung den Zündfunken generiert. Leider kann man mit einem herkömmlichen Vielfachmeßgerät das Öffnen des U-Kontaktes nur schwer messen, da parallel zu ihm die (niederohmige) Wicklung der Primärspule liegt. Mit Hilfe dieses kleinen Generators kann die Zündung auch auf andere Art „akustisch“ eingestellt werden.

Auch mit Hilfe einer Scheibe aus Papier läßt sich der Zündzeitpunkt recht einfach finden. Hierbei wird nicht der Abstand des Kolbens zum OT ermittelt sondern der Zündwinkel eingestellt. Dieser beträgt Motorunabhängig mit hinreichender Genauigkeit 20 Grad. Daraus resultieren für die alten wie die neuen Motoren 1,5mm bzw. 1,8mm vor OT, da ihre Geometrie bezüglich Hub und Pleullänge unterschiedlich ist.

Bei den neueren Modellen befinden sich auf der Grundplatte und dem Motorgehäuse Markierungen. Werden diese in Übereinstimmung gebracht, kann das weitere Einstellen des Zündzeitpunktes entfallen, sofern der Kontaktabstand zuvor auf genau 0,4mm eingestellt wurde.

Sollte trotz korrekt eingestelltem Zündzeitpunkt die Anlage ihren Dienst verweigern (häufig passiert das bei warmgelaufenem Motor und wird deshalb auch als "Wärmeproblem" bezeichnet), kann das noch folgende Gründe haben (die Reihenfolge der Aufzählung ist nach Kosten/Aufwand-Kriterien gegliedert, nicht nach Ausfallwahrscheinlichkeit):

1. Der Zündlichtschalter schließt trotz Stellung Zündung EIN die Zündung kurz - zum Testen einfach braun/weißes Kabel vom Schalter abziehen - läuft es dann, Schalter erneuern.


2. Bei externer Zündspule: Direkte Masseverbindung von der Spule zum Motor vorhanden ? - wenn nicht: nachziehen...


3. Kerzenstecker sitzt nicht richtig (d.h. Kabelinnenleiter "abgegammelt") auf dem Zündkabel oder Zündkabel sitzt nicht richtig auf dem Anschluß an der Zündspule ? - Abhilfe: ca. 1-2cm vom Kabel abschneiden und Kerzenstecker bzw. Zündspulenanschluß neu aufdrehen


4. Kerzenstecker oder Zündkabel defekt ? - Abhilfe: Erneuern...


5. Der Kondensator ist defekt - ggf. erneuern


6. Hochspannungsdurchführung : Bei den innenliegenden Zündspulen führt das Zündkabel über eine Hochspannungsdurchführung in das Innere des Motors zur Zündspule. Die Aufgabe dieser Durchführung besteht darin, bei nicht angeschlossener Zündkerze (z.B. beim Kicken) Überschläge in der Zündspule zu verhindern und an dieser Stelle definiert überspringen zu lassen. Im Zweifelsfall austauschen.


7. Der Geber für das Elektronik-Modul oder das Modul selber sind defekt - Abhilfe: Weg damit...Neue ran


8. Die innenliegende Zündspule selber: Die Isolation kann aufgrund von Alterung oder thermischer Belastung beschädigt sein, Lötstellen können sich lösen usw. – einige Probleme und deren Lösung können hier nachgelesen werden. Die Spulen können zwar mit Hilfe eines Widerstandsmeßgerätes (primär einige Ohm, sekundär am Zündkabel einige Kilo-Ohm) durchgemessen werden, das sagt aber nicht unbedingt etwas über die Funktion im Betrieb aus. Wenn der Defekt erst nach einiger Betriebszeit/Erwärmung/Druck auftritt – Spule austauschen.


9. Die Primärspule für die externe Zündspule ist defekt – ggf. Widerstand (einige Ohm) messen, ggf. ersetzen.


10. Die externe Zündspule ist defekt (Messwerte siehe innenliegende Zündspule) – ggf. erneuern

Zur Überprüfung der Zündanlage gibt's auf dieser Seite eine Anleitung zur Überprüfung der Zündanlage am Beispiel der KR51/2L.


Weitere Tipps für die anderen elektrischen Einrichtungen des Möps :

Eine Übersicht über die elektrischen Baugruppen der Simson-Mopeds kann man sich hier ansehen. Dort sind die einzelnen Strom-und Verbraucherkreise auf den Plänen übersichtlich dargestellt.

1. Kontakte und Stecker und Schalter(-kontakte) säubern, Korrosion entfernen

2. Nur richtige Sicherungen mit vorgeschriebenen Nennwerten einsetzen (Torpedosicherungen - Bild rechts bzw. Glassicherungen - Bild links)


3. Kabel auf Kabelbruch überprüfen (durchmessen)


4. Masseverbindungen vom Motor zum Rahmen und den anderen Blechteilen durchmessen


5. Für Blinker, Parklicht, Leerlaufkontrolle - Akkumulator 6V/4Ah vorhanden und voll geladen ?


6. Wird der Akku auch von der Ladeanlage nachgeladen ? - Einfache Kontrolle: Spannung am Akku messen - Möp ankicken und Spannungsmessung wiederholen: Ist die Spannung jetzt etwas größer, wird der Akku geladen.
Stromstärkemessung: Die Glassicherung durch ein Gleichstrommeßgerät ersetzen, Meßbereich einige Ampére - es sollten etwa 0,5A fließen.


7. Last but not least: Bitte bei den Wechselstromverbrauchern nur NARVA-Lampen einsetzen - aufgrund der ungeregelten Spannung der Simson Möps halten diese am längsten...

Und Elektrik-Unbedarfte (sogenannte DUMMIES) lesen dann noch dieses hier...