Gabi und Lothar

2025

Śląsk(Schlesien) – Pomorze(Pommern)

 

 

Dieses Jahr sollte es nicht so weit sein. Die Wahl fiel auf West-Polen. Etwa 1 600 km sind in den

zwei Augustwochen zusammengekommen. Hier die Strecke (rot) sowie die Ausflüge (violett).

 

 

Die erste Etappe führte uns über Zittau, Hrádek (Grottau), Liberec (Reichenberg) nach Tanvald (Tannwald) in Böhmen. Mittagsrast in Hrádek nad Nisou.

Das Restaurant am kleinen hübschen Marktplatz Camelot / U Zeleného stromu hat sich auf Reisen Richtung Osten in der Vergangenheit bereits mehrfach bewährt.

 

 

Die Penzion Na Výsluní, die wir für zwei Nächte oberhalb von Tanvald vorgebucht hatten, war in jeder Hinsicht spitze.

 

 

Gern wären wir noch länger geblieben, aber wir hatten nur einen Tagesausflug von dort aus nach Szklarska Poręba (Schreiberhau) geplant.

Natürlich unbedingt auf der legendären alten Strecke der Zahnradbahn. Der Fahrplan ließ es leider nicht anders zu, als dass wir ab Haltepunkt

Harrachov (Harrachsdorf) fahren konnten. Der kleine hübsche „Bahnhof“ liegt ein ganzes Stück vom Ort entfernt im Wald versteckt.

 

 

Haltepunkt Harrachov                                                                                                                              Bahnhof Szklarska Poręba

 

Die Fahrt über die tschechisch-polnische Grenze geschieht unbemerkt. Nach einer knappen halben Stunde durch romantische Wälder, durch enge Kurven

und über kleine Brücken erreichen wir den Bahnhof in Szklarska Poręba. Der liegt ziermlich hoch über dem Ort, so dass ein steiler Aufstieg vor der Rückfahrt

in der sommerlichen Hitze unvermeidbar ist.

 

Wir beobachten bei einer Tasse guten Kaffees den Touristentrubel in dem bekannten Wintersportort. Der erste Eindruck, der später auch bestätigt wird:

Die Gaststättenpreise weisen gegenüber D keinerlei Gefälle mehr auf.

 

Wir haben am Nachmittag noch Zeit und beschließen, nach Kořenov (Bad Wurzelsdorf) zum Zahnradbahn-Museum zu fahren. An der Weiterführung

der Strecke bis Tanvald wird aktuell gearbeitet. Das betrifft das steilste erste Stück mit einer Steigung von 5,8%. Möglicherweise sind die Bauarbeiten

inzwischen bereits beendet.

 

    

Historisches Bild:           Gabi vor 43 Jahren auf einer Museumslok in Kořenov                 Im August 2025 endeten die Gleise am Bahnhof in Kořenov

 

Unsere zweite Etappe wurde bis Strzegom (Striegau) geplant. Dabei passieren wir Jelenia Góra (Hirschberg), ein guter Grund für eine Kaffeepause in der

schmucken Altstadt.

 

 

 

Strzegom bietet einen guten Ausgangspunkt für einen Besuch der Städte Wałbrzych (Waldenburg) und Legnica (Liegnitz). Auch nach Wrocław (Breslau)

wäre es nicht weit, aber das hatten wir dieses Jahr nicht vor.

 

Strzegom ist eine Kleinstadt, von weitem sieht man schon die riesengroße Kirche, die alle anderen Gebäude in einem unglaublichen Verhältnis überragt.

 

 

Die Basilika St. Peter und Paul in Strzegom

 

Bei jedem Stadtbesuch stellt sich die Frage, wie kommt man möglichst nahe an die Altstadt ran und kann kostenlos und einigermaßen legal und sicher parken.

Das ist selbst mit unseren Motorrädern nicht immer perfekt lösbar. Aber in Wałbrzych gab es am Ende innerhalb eines wirklich  wenig vertrauenserweckenden

Hinterhofes keinerlei Probleme.

 

    

              Wałbrzych:                          Rathaus                                                                                                                              Rynek

 

Der 15. August ist in Polen gesetzlicher Feiertag, der als Mariä Himmelfahrt und gleichzeitig als Tag der Polnischen Armee begangen wird. Damit ist in einem

August-Urlaub die Wahrscheinlichkeit groß, dass man diesen Tag – so wir wir schon zum wiederholten Male - dort erlebt. Kirche und Armee sind in Polen eng

miteinander verbunden

 

      

Klingelbeutel war gestern                            In der Innenstadt präsentierte sich die Armee mit Fahrzeugen und Infoständen.

                                                                                                                        Es gab Ansprachen, eine kleine Parade, Militärmusik und .... Erbsensuppe gratis

 

      

Wat mutt, dat mutt ...                                                               Die Honoratioren                                                               Militärischer Gottesdienst

 

Mit dem Hotel Great Polonia City Center in Strzegom, dessen Funktionalität – diplomatisch ausgedrückt – während der Zeit unserer Anwesenheit ziemlich

eingeschränkt war, hatten wir nicht gerade einen Glücksgriff getan. Trost bot dafür der Außenbereich eines darunter befindlichen Restaurants, wo man am Abend

gemütlich „abhängen“ konnte.

 

Zum Feiertag gab es in der Basilika St. Peter und Paul in Strzegom ein kostenloses Konzert. Wir waren zu früh dort, mussten deshalb noch eine ¾ Stunde

Gottesdienst über uns ergehen lassen, bis das Konzert begann. Ein Bariton, ein Tenor, mehrere Sopranstimmen und ein kleiner Kinderchor tragen Lieder zum

Thema „Maria“ vor, während die Begleitung vom Band oder von einer gespielten E-Orgel kam. Das „Ave Maria“ kam in mindestens drei oder noch mehr

Variationen vor, natürlich auch die bekannteste Version von Franz Schubert. 2 Stunden dauerte die „Reise mit Maria aus der Vergangenheit bis in die Neuzeit“.

Trotz des „mono-kulturellen“ Themas war es eine qualitativ hochwertige und unterhaltsame Veranstaltung, wenn wir auch von den Zwischentexten Nullkommanix

verstanden.

 

 

 

Weiter geht es Richtung Poznań (Posen). Das Ziel für unseren Aufenthalt soll möglichst in einem Vorort liegen, nicht weiter als 20 km vom Stadtzentrum entfernt.

Leider ist die Pension in Promno stacija, wo wir auf unserer Polenrundreise 2008 und auch am Ende der ersten Etappe nach Moskau 2017 ein perfektes

Quartier fanden, dauerhaft geschlossen. Die Wahl fiel deshalb auf das Hotel 500 in Tarnowo Podgórne (Schlehen), für eventuelle Poznań-Besucher ein ganz

heißer Tipp: Super Preis-Leistungsverhältnis, moderne Infrastruktur, sehr großer zum Hotel gehöriger Park, ideale ÖPNV-Anbindung ins Stadtzentrum von Poznań.

Einzig „problematisch“ war es, den Eingang zum Anwesen zu finden, wir sind zweimal drumherum gefahren. Es war der unbeschriftete Torbogen

bei 52.46254, 16.65542.

 

Unser altes mamba-Navi von Becker muss sich seit der Pleite der Firma mit 10 Jahre alten Kartendaten begnügen. Trifft man damit in D noch auf relativ wenige

„nicht-aktualisierte“ Punkte, so passiert das in Polen am laufenden Band. Mit anderen Worten, die Verkehrsinfrastruktur hat sich in unserem Nachbarland rasant

entwickelt. Neue Autobahnen, Landstraßen, Brücken und Ortsumgehungen en-masse. Die neuen Autobahnen sind gerade im nördlichen Teil noch relativ schwach

befahren, so dass wir sie mit unseren kleinen Maschinen ab und zu auch für kurze Optimierungs-Strecken genutzt haben.

 

 

Eingang zum Hotel 500 in Tarnowo Podgórne                                                                                               Der zugehörige Hotel-Park

 

 

 

Auf zum Stadtbummel nach Poznań, der Bus kommt pünktlich, am Endpunkt Poznań-Ogrody macht er eine verdiente Kaffeepause

 

 

 

  

Die kämpfenden Ziegenböcke über der Rathausuhr                                      Speziell für Arni ...

 

Ähnlich wie in Prag vor der Astronomischen Uhr scharen sich auch hier um 12 Uhr die Menschen vor dem Rathaus, um das Spektakel der miteinander

kämpfenden Ziegenböcke über der Rathausuhr zu erleben. Und genau wie in Prag gibt es stürmischen Applaus, wenn das Ende der Show erreicht ist.

Was es mit den Böcken auf sich hat, findet „Tante Gugl“. 

 

  

 

Weiter geht die Tour! Die vierte Etappe ist Chojnice (Konitz). Dort checken wir im Brauerei-Hotel ein. Das mag vielleicht nicht jeder, aber der Blick aus

unserem Zimmerfenster bot Technik-Romantik pur. Allerdings war das Rcycling- und Mischwerk in Betrieb, mitunter sehr früh und mitunter auch sehr spät ...

 

 

 

     

Rückblende 2008: Gabi im Schlosshof von Bytów                                             Zweisprachige Ortsschilder                                      Süßspeise: Gofry

 

Nördlich von Chojnice schließt sich die Kaschubei an, hier ist die nationale Minderheit der Kaschuben zu Hause, deshalb sind die Ortsschilder auch

zweisprachig ausgeführt. Der Doppelpunkt über dem ë erinnert mich an albanische Ortsnamen, aber wir waren ja in Polen. Unser heimatlicher Nachbarort

heißt übrigens Cossebaude, was – wenn´s stimmt - den slawischen Ursprung „Ziegenhütte“ hat. „Kosobudy“ bei den Kaschuben scheint etwas

ganz Ähnliches zu sein. Die weiträumige Gegend um Bytów beeindruckt mich immer wieder durch ihre landschaftliche Schönheit: Wälder, Seen, Wiesen,

Hügel und extrem dünn besiedelt. Ideal als Fluchtort vor der Zivilisation ...

    

 

  

 

Bei unserem Trip nach Tuchola (Tuchel) speisten wir in der Gaststätte  Wino i Grono Przyjaciół ganz vorzüglich, und wie sich das gehört, landestypisch:

Piroggen mit Fleisch- bzw. Lachs-/Spinatfüllung

 

   

Danke, Tuchola                     Mischanlagen-Wiedergutmachungs-Versuch des Hotels        Staus gab es auch, waren aber ausgesprochen selten

 

Endlich bis zur Ostsee! Das Wetter verschlechterte sich zusehends. Waren wir nicht brav genug? Wir sind in die falsche Richtung gefahren! Badewetter war

vor 10 Tagen ...  uns blieb ein verregneter Blick auf die Ostsee bei Kołobrzeg (Kolberg) mit einem wärmenden Kaffee in der Hand.

 

 

Auf der ganzen Fahrt hatten wir uns vergeblich nach den typisch polnischen Pizza-Baguettes (Zapiekanki) umgesehen. Erst hier oben im „hohen Norden“

wurden wir fündig. Fastfood und China-Imbiss sind auch in Polen angekommen.

 

 

 

Es regnet und regnet, den ganzen Vormittag, und wir wollten doch noch etwas unternehmen. Gegen Mittag wird es etwas besser, also los. Ziel ist der

Staudengarten „Hortulus“ in Będzino (Alt Banzin) Ortsteil Dobrzyca (Kordeshagen), etwa 30 km östlich von Kołobrzeg. Wer dort mal in der Nähe ist,

sollte ihn unbedingt besuchen. Man kann sich in dem riesigen, weitläufigen und trotzdem mit Liebe zum Detail gestalteten Blumenpark ohne Probleme

einen ganzen Tag „vertun“. Wir lassen einfach mal die Bilder sprechen:

 

    

 

 

 

  

 

    

 

Von Kołobrzeg geht zwar eine Autobahn bis nach Szczecin (Stettin), aber parallel dazu, nur wenige Meter daneben, verläuft die alte Landstraße.

Verkehrmäßig völlig verwaist aber in bestem Zustand. Es hat Spaß gemacht, dort quasi als Allein-Nutzer entlang zu fahren. Einen Übernachtungsstopp gibt

es noch im Spitzkrug in Tiefensee. Dort waren wir übrigens auf der RT-Kap-Arkona-Tour schon mal in diesem Jahr.

 

 

 

Wer das Eisbein im Spitzkrug nicht aufisst, muss Strafe zahlen ... (Spaß!).

 

Gabi: „Und wo fahren wir nächstes Jahr hin?“

Ich: „Du, das nervt, irgendwann muss mal Schluss sein ...!“