„Und wo fahren wir nächstes Jahr hin???“ meldete sich Gabi mit der traditionellen Frage, als sie nach ihrem Wadenbeinbruch im letzten Jahr wieder

einigermaßen laufen konnte. „In eins der ehemaligen Traumländer aller DDR-Bürger, nach Bulgarien!“ war die gemeinsame Idee. Für uns blieb es all

die Jahre ein Traum: Wir beide waren in unserem Leben tatsächlich noch nie in Bulgarien.

 

Was die Reisevorbereitungen anbelangte, mussten wir nicht lange nachdenken: Dauer (4 Wochen) und Strecke (5000 km) entsprachen in etwa der Tour

nach Albanien (2023). Also, Checkliste wieder rausgesucht, und los ging´s ...

 

Die Stationen der Reiseroute im Überblick:

 

DD -> Kúty(SK) -> Kecskemét(H) -> Caransebeş(RO) -> Vidin(BG) -> Pernik(BG) -> Asenovgrad(BG) -> Jambol(BG) -> Sveti Vlas(BG) -> 

Veliko Tarnovo(BG) -> Brasov(RO) -> Cluj Napoca(RO) -> Szolnok(H) -> Kúty(SK) -> DD

 

Hinweis: Deutsche Umschriften aus dem Bulgarischen wurden möglichst buchstabentreu gewonnen, also z.B.    В -> v,  Ж -> sh, Ъ -> a, Я -> ja    usw.

Dadurch ergeben sich mitunter Diskrepanzen zu gewohnten deutschen Schreibweisen, z.B.  София -> Sofija, üblich jedoch Sofia

 

Die erste Tagesetappe und damit 420 km liegen hinter uns. Für die Übernachtung im Motorest „U Janičkov“ bei Kúty(SK) waren wir vorgewarnt: „Biker-Treffen,

es kann laut werden!“.  So schlimm war´s am Ende gar nicht.  Es gab einiges zu sehen. Und zu schmunzeln. Nicht unsere Liga. Nette Unterhaltung,

der Nachmittag verging wie im Fluge.

 

 

 

 

Abreise vom Motorest am Morgen. Frühstück unterwegs, 330 km bis Kecskemét(H). Es wird warm, sehr warm ... und wir brauchen in Ungarn

eine Autobahnvignette!

 

 

 

Nach der dritten Tagesetappe (310 km) machen wir Station in Caransebeş(RO). Hier waren wir schon mal während unserer Rumänientour 2011.

Heftiger Gegenwind bremste die kleinen Maschinen ziemlich aus – und die ETZ ruckte und spuckte mal wieder, die Hitze scheint ihr nicht so zu liegen.

Nach dem Kerzenwechsel ist aber alles wieder gut, und das sollte auch so bleiben. Die Reserve an Kerzen ist damit allerdings bereits zu Beginn der Reise

aufgebraucht.

 

Unweit vom Hotel ist ein winzig kleiner Ersatzteilladen. Die gewünschten NGK B8HS sind nicht vorrätig, können aber bestellt werden. Am nächsten Morgen

vor der Abreise liegen die Kerzen tatsächlich bereit. Guter Service, danke!

 

Auf der Bank wollen wir uns noch ein wenig rumänisches Bargeld beschaffen. Schon geschlossen, obwohl noch eine halbe Stunde bis zur ausgewiesenen

Schließzeit ist. Wir klopfen an die Scheibe. Unglaublich, diese Arbeitsmoral hier ... allerdings hatten wir übersehen, dass bereits in Rumänien die Uhren

um eine Stunde vorgestellt werden müssen ... ... peinlich, peinlich ...

 

 

 

Heute wollen wir am Ende der vierten Reiseetappe Bulgarien erreichen, 210 km liegen vor uns. Wir überqueren die Donau und fahren einige Kilometer

durch Serbien, bis wir die bulgarische Grenze erreichen. Erstes Ziel ist die Stadt Vidin(BG) an der Donau.

 

 

Das Hotel Hotel Stariyat Grad [43.9868, 22.8783] in bester Lage in der Altstadt war ein Glückstreffer. Die überbordende Ausschmückung mit originalen

Gemälden und anderen Kunstgegenständen gibt das Gefühl, in einem musealen Schloss zu wohnen. Der Hausherr ist beflissen und hilft, wo er kann.

Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt. Die Motorräder können hinter dem Haus eingeschlossen werden. Für ein paar Stunden gibt es auf Grund einer

Störung kein Wasser, was uns als Motorradfahrer nur gering tangiert.

 

Nach vier Tagesetappen mit insgesamt 1270 km ist jetzt Gelegenheit, etwas zur Ruhe zur kommen: Stadtbummel und ein gutes Essen stehen auf dem Plan.

Vom Donauufer aus erkennt man weit entfernt am Horizont die erst 2013 freigegebene Brücke Calafat(RO) / Vidin(BG), über die wir auch hätten einreisen

können.

 

  

 

Dass die Festung „Baba Vida“ uneinnehmbar war, glaubt man auf den ersten Blick. Ein beeindruckendes Bauwerk, welches im 10. Jh. auf den Grundmauern

eines römischen Kastells erbaut wurde. Die Begehung ist teilweise schwierig, besonders, wenn man rutschige Schuhe anhat. Die Marmorsteine sind glatt

geschliffen. Der sich aufdrängende Gedanke, Kinder dabei zu haben, die in den schmalen Aufgängen abrutschen oder von den offenen Mauerkanten fallen

könnten, ist nicht gerade angenehm. Deutsche Sicherheitsbehörden hätten ihre Freude an dem Objekt ...

 

  

 

Auf dem Rückweg in die Stadt kommen wir an der ehemaligen Synagoge von Vidin vorbei. Das Gebäude war noch vor wenigen Jahren eine hässliche Ruine

ohne Dach und aus den Mauern wuchsen Bäume. Jetzt - wieder aufgebaut - ist es seit 2023 ein Schmuckstück und dient als Museum, Bibliothek und zu

kulturellen Zwecken, wie z.B. Ausstellungen.

 

 

 

Im Restaurant „Bononija“ kann man hervorragend speisen, das Ambiente des grünen Gürtels am Donauufer tut ein Übriges dazu. Auf dem Rückweg werden wir

von Musik aus dem Stadtpark angelockt. Hier probt man gerade Mozarts Zauberflöte (in deutscher Sprache!), da bleiben wir gern noch ein Stündchen dabei.

 

 

 

Heute steht der Besuch der Festungsruine Belogradtschik auf dem Plan. Punkt 8 Uhr erwartet uns ein reichhaltiges Frühstück im bulgarischen Stil mit

Schinken, Käse, Butter und als „Highlight“ geräucherte Forelle. Dazu Pfirsichnektar und Kaffee. Die Joghurts und zwei Stück vom Kuchen nehmen wir mit,

letztere passen gut zu einem Kaffee für unterwegs. Bis Belogradtschik sind es etwa 50 km. Die Landstraße ist reichlich geflickt, und die vielen LKWs nerven.

Aber, je näher wir unserem Ziel kommen, desto ruhiger wird es. Der Ort ist an den Festungsberg geklebt, und das System aus Einbahnstraßen ist trotz

Navi-Hilfe verwirrend. Schließlich erreichen wir den Parkplatz vor dem Festungseingang.

 

  

 

  

 

Von ganz oben schweift der Blick über die bewaldete Landschaft, aus der überall die roten Sandsteintürme emporragen.

 

Es ist noch genügend Zeit, und so beschließen wir, die nur wenige Kilometer von hier aus gelegene Höhle Veneza zu besuchen. Dazu müssen wir allerdings

den dazwischenliegenden Bergrücken, gewürzt mit reichlich Serpentinen überqueren. Angekommen nehmen wir zur Kenntnis, dass es Führungen nur zur

vollen Stunde gibt. Also: 45 min warten! Wir bleiben die einzigen Besucher! Gabi mag nicht, und so bekomme ich letzten Endes eine Prinzen-Führung, natürlich

bulgarisch, gemischt mit Körpersprache. Es kommt nur mehr Erahntes als Verstandenes herüber.

 

Die Höhle ist nicht sehr weitläufig, jedoch von der Struktur unerhört vielfältig, insbesondere auch, was die Tropfsteinformen betrifft. Die einzelnen Sujets sind

ziemlich poppig beleuchtet, sieht man das etwa so, wenn man auf LSD ist? Und natürlich muss man alle möglichen Tiere, Buddhas, Marias, Orgeln usw.

erkennen. Am Ende wollte meine „Führerin“ nicht einmal den Eintritt kassieren. Ich drücke ihr einen Schein in die Hand, den sie erst verwundert, dann

freudig-dankbar annimmt.

 

  

 

Auf der Rückfahrt nach Vidin erwartet uns eine wahrliche Streckenkatastrophe. In Gara Oreschez wird eine 200 m lange Straßen-Baustelle angekündigt.

Na gut, da müssen wir eben durch, um den Umweg übers Gebirge zu sparen. Allerdings wurde das Schild sehr wahrscheinlich entsprechend des

Baufortschritts des ersten Tages beschriftet. Nicht 200 m sondern 2 km bis nach Medovniza sollte das so weitergehen.

 

  

 

Der „Belag“ bestand aus frisch geschüttetem, unverdichtetem Kalksteingeröll der Körnung 3 ... 15 cm. Genauso sind wohl die Auslaufbuchten an

abschüssigen Straßen für LKWs ausgelegt. Große Baustellen-LKWs überholen uns oder kommen entgegen, wobei sie in der heißen trockenen Luft riesige

Staubfahnen hinter sich herziehen. Es ist nahezu unmöglich, ohne zu stürzen mit der Chopper da entlang zu fahren. Ich lasse die ETZ im ersten Drittel der

Baustelle stehen und „fahre“ die Suzi wie besoffen im ersten Gang mit den Beinen unten bis nach Medovniza. Gabi läuft inzwischen die Strecke. Etwa in der

Mitte kommen wir uns als Fußgänger entgegen. Gabi chartert kurzerhand einen Transporter, der freundliche junge Mann nimmt mich bis zur ETZ mit.

Als „Zugabe“ nun noch einmal die LKW-Auslaufspur im Ersten ...

Wer demnächst mal hier vorbeikommen sollte, wird mit Sicherheit eine vorzüglich asphaltierte Straße vorfinden ...

 

 

Von Vidin wollen wir weiter nach Pernik, das eine gute Ausgangsposition für Sofija und weitere Sehenswürdigkeiten im Süden ist. In Montana, biegen wir

auf die (81) ab. Sie führt über das zentrale Balkan–Gebirge, das sich wie ein Wall von West nach Ost durch die Landesmitte erstreckt und über den

Petrochanski–Pass. Das spart 40 km im Vergleich zur (1), die auch nach Sofija und weiter nach Pernik führt.

 

Die Suche nach einem Quartier gestaltet sich diesmal schwierig. Ich düse alleine los und klappere potentielle Herbergen ab. Nix. Inzwischen bin ich schon

ziemlich weit aus der Stadt hinaus geraten. Ein ländliches Idyll ist leider auch voll belegt, schade. Gabi hat sich schon Sorgen gemacht, wo ich denn solange

bliebe ...  naja, wir checken dann doch im Elit-Hotel ein.

 

Nach Süden zum Rila-Kloster nutzen wir ein ganzes Stück die Autobahn (in BG – wie auch in CZ und SK - unentgeltlich). Dann wird es ländlich und

wir durchqueren endlos erscheinende Weinfelder. Vom Ort Rila führt eine grün gesäumte Talstraße direkt bis zum Kloster.

 

 

 

 

 

Das Kloster ist von überragender baulicher Harmonie und Schönheit. Wand- und Deckengemälde zieren die Gebäude innen und außen. Die Bewohner

konnten sich nicht nur ihrem religiösen Tun widmen, sondern mussten – wie in anderen Klöstern auch - für die Grundlagen ihres Lebens selber sorgen.

So kann man eine ganze Menge an historischen Wirtschaftseinrichtungen wie Speicher, Küche, Bäckerei besichtigen.

 

Von Rila ist es nicht weit nach Stob, das durch seine Sandstein-Pyramiden oder besser –Säulen berühmt ist. Der steile Aufstieg von ca. 30...40 min in der

Gluthitze - ohne jeglichen Schatten – ist anspruchsvoll. Man gerät an die Grenze eines Kreislaufkollapses. Es ist gut, dass Gabi das letzte Stück in ihren dünnen

Sportschuhen und bei der Hitze zurückbleibt. Ich steige weiter, betont langsam, 50 Schritte, dann Pause, 50 Schritte, Pause ... Ein erster atemberaubender

Blick eröffnet sich auf der rechten Seite des Pfades: Eine vertikale Blattstruktur oder vielleicht auch ähnlich eines Stoffes, der Falten schlägt. Dann ganz oben

tauchen die Pyramiden auf. Einige tragen Decksteine auf ihrer Spitze. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass das eine Idee der hiesigen

Tourismusbehörde gewesen sein könnte ... aber nein, es war der pure Gestaltungswillen der Natur.

 

  

 

Zurück in Pernik begeben wir uns zum wiederholten Mal auf die Suche nach einer geeigneten Gaststätte, um etwas zu essen und den Tag bei einem

Bierchen oder einem Glas Wein ausklingen zu lassen. Als Laufkundschaft haben wir kaum Chancen. Von quasi leeren Pizzerien werden wir mehrmals mit

dem Hinweis, dass alle freien Tische bestellt seien, abgewiesen. Irgendwann „dürfen“ wir dann doch noch ... ausnahmsweise ... Empfehlenswert ist das

San Marco in Pernik. Von allen Biersorten blieb uns das „Ariana“ in guter Erinnerung.

 

Auf dem Plan steht die Stadtbesichtigung von Sofija. Von Pernik sind es etwa 25 km bis ins Zentrum. Allerdings ist abzusehen, dass sich die aktuelle über

den ganzen Balkan erstreckende Hitzewelle der letzten und der kommenden Tage arg zu schaffen machen wird. Das Thermometer im Zentrum zeigt 42*C

im Schatten.

 

Die letzten 5 km in die Innenstadt über den Boulevard „Zar Boris III.“ sind eine Tortur für Mensch und Maschine: Granit-Kleinpflaster – offenbar noch aus

Kommunismus-Zeiten –  total ausgefahren, aufgeworfen, ausgebrochen – einfach schrecklich. Gabi kämpft in Radfahrergeschwindigkeit gegen den

Richtungs-Eigensinn ihrer dicken Reifen von Delle zu Wulst und von Wulst zu Delle. Natürlich ist jeder Quadratmeter Parkfläche in der Innenstadt besetzt.

Wer nicht die nötige APP auf dem „Händie“ ( = Mobiltelefon mit Internetzugang) hat, hat es schwer, ein Ticket für das legale Parken zu erwerben. Es gibt

mehrere Parkzonen, die konzentrische Kreise um das Zentrum bilden und jeweils ihre eigenen Regeln und Tarife haben. Wir fragen mehrere Einheimische,

aber am Ende zucken sie auch nur mit der Schulter und haben keine umsetzbare Lösung für unser Parkproblem parat. Es gäbe Männer mit grünen

Schutzwesten, die Tickets verkaufen. Wir haben allerdings den ganzen Tag nie einen gesehen. Am Ende kommen wir in einer Ecke des Vorplatzes einer

Reifenfirma unter, wo es niemand stört, und wo auch nach der Schließzeit noch ein Loch zur Straße bleibt (siehe Suchbild links).

 

 

 

Unser Spaziergang führt von der Rotunde des hl. George zur Kathedrale Sveta Nedelja und weiter zur Moschee “Banja Baschi”.

 

 

 

    

 

Von Pernik aus steuern wir das nächste, knapp 200 km entfernt liegende Ziel an: Asenovgrad. Von da haben wir wieder gute Bedingungen im Norden

Plovdiv zu erreichen und im Süden die „Wundervollen Brücken“ sowie die „Teufels-Rachen-Höhle“ bei Trigrad nahe der griechischen Grenze.

 

Am Vorabend hatten wir uns für eine urige Pension entschieden. Die Betreiberin, eine gut englisch sprechende junge Frau, bot uns jedoch ein preiswertes,

nagelneues Apartment „Green Park“ am Bahnhof von Asenovgrad an. Warum nicht, eine gute Bahnverbindung ist Gold wert.

 

Generell beunruhigend war, dass sich die Tanks beider Motorräder bei über 40 °C am Tage und direkter Sonnenbestrahlung enorm aufheizen. Ein schattiges

Plätzchen war die ersehnte Lösung! Vor einem unserer Ausflüge hatte ich das mühsam in der Umgebung gesuchte und gefundene nötige Ständerbrettchen

achtlos beiseite gelegt. Der Hausmeister hatte es zu meinem Leidwesen am Tag über pflichtgemäß entsorgt. Bei der neuerlichen Suche für eine

Unterstützung auf dem frisch angesäten Rasen fand ich lediglich ein paar stabile Pappen. Damit nahm das Verhängnis seinen Lauf. In der Nacht feuchteten

die Pappen durch und die ETZ kippte gegen den dicken Baumstamm. Seitdem habe ich als bleibendes Andenken an Asenovgrad eine ansehnliche Beule

im Tank und damit rechnerisch eine engeschränkte maximale Reichweite ...

 

 

 

Für den Besuch in Plovdiv nutzten wir die gute Bahnverbindung von Asenovgrad aus. Es wird wieder brütend heiß. Hoffentlich ist das Wasser wenigstens

heute Abend wieder da ...

 

Sehenswert sind die Reste der Nordkurve des römischen Stadiums aus dem 2. Jh., die Dshumaja-Moschee und das römische Amphi-Theater, ebenfalls

im 2. Jh. während der Zeit Marc Aurels erbaut. Kulinarisch ließen wir uns in einer gut frequentierten türkischen Gaststätte, gleich hinter der Moschee

„verwöhnen“. Ayram hatte ich noch nie getrunken. Bei dieser Hitze, bei der einem sogar der Appetit aufs Bier vergeht (und wir hätten ja was trinken können),

war es DAS ideale Getränk.

 

    

 

    

 

Ein weiteres Tages-Ziel waren die „Wundervollen Fels-Brücken“ (Tschudtnite mostove) südlich von Asenovgrad. Der Weg führt zwangsläufig am

Batschkovski-Kloster vorbei, dem wir einen kurzen Besuch abstatten. Deutlich kleiner als das Rila-Kloster, aber ebenso schön.

 

 

 

Die Straße windet sich in Schlangenlinien gen Süden. Die letzten 16 km zu den „Wundervollen Fels-Brücken“ sind steil, kurvig und in äußerst schlechtem

Zustand. Das per Hinweistafel verlockend angekündigte und nur einen knappen Kilometer entfernte Berghotel „Skalnite mostove“ hat seine besten Zeiten

schon lange hinter sich. Man findet talabwärts mehrere gute Raststätten.

 

    

 

Zur Teufels-Rachen-(oder: Schlund)-Höhle (Peschtschera „Djabolskoto garlo“) bei Trigrad nahe der griechischen Grenze mache ich mich heute mal mit

der ETZ allein auf den Weg. Es sind immerhin 110 km „gewundene“ Strecke von Asenovgrad aus. Die Beschreibung der Höhle in Sven Altmanns Büchlein

„Mit der Dnepr über den Balkan nach Kappadokien“ und die mit der Höhle verbundene Legende um Orpheus und Eurydike hatten mich neugierig gemacht.

Auf halber Strecke fährt man durch das als Austragungsort für Wintersportwettkämpfe bekannte Pamporovo.

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

Es lockt das Schwarze Meer ...

 

Von Asenovgrad sind es noch etwa 300 km. Wir entscheiden uns für einen Zwischenstopp In Jambol und feiern dort unser Touren-Bergfest.

24 Jahre lang haben wir auf unseren Motorradreisen die Quartiere generell erst am Ankunftsort gesucht. Jambol ist der erste Fall, bei dem Gabi auf ihrem

Streichel-„Händie“ eine Bleibe per booking-com rausgesucht hat. Da es ausgezeichnet klappte, behielten wir die Methode bei und wurden bisher nie enttäuscht.

Zu wissen, wo man am Ziel ein Dach über dem Kopf findet, ist äußerst entspannend. Die Urlauberhochburgen an der Küste wollten wir unbedingt vermeiden,

so kamen wir auf Sveti Vlas bei Nesebar, wo es deutlich weniger quirlig zugeht.

 

Es sieht schlecht aus mit einem Stellplatz für unsere Motorräder an der Straße, so dürfen wir mit Erlaubnis des Hotelbesitzers direkt vor der Rezeption des

Hotels „Santorini“ parken. Da die Zimmer noch nicht bezugsfertig sind, lädt er uns zur Überbrückung auf ein Bier ein. Bei lustiger Unterhaltung ... werden es

mehrere Liter ... der Erste Rundgang durch den Ort war deshalb ... außerordentlich „beschwingt“ ...

 

    

 

Wir beide sind keine typischen Strandurlauber, nach 3 ... 4 Stunden haben stets genug vom goldgelben Strand, dem kristall-klaren Wasser und der Affenhitze.

Von Sveti Vlas aus gibt es Taxi-Boot nach Alt-Nesebar. Das war das ideale Verkehrsmittel, wir ließen uns die angenehm frische Seeluft um die Nase wehen.

 

  

 

   

 

 

 

 

Von Sveti Vlas sind es 240 km bis Veliko Tarnovo, unserer nächsten Reisestation. Am „Pass der Republik“ überqueren wir das zentrale Balkangebirge

in Richtung Norden. Ein Teil der Altstadt von Veliko Tarnovo scheint förmlich an die steilen Talhänge des Flüsschens Jantra geklebt zu sein. Schmale

Gassen, gerade mal ein Auto breit, verbinden die Häuser in Zick-Zack-Strukturen, die von Serpentinen mit Spitzkehren gebildet werden. Dazu sind sie nach

mittelalterlicher Art mit holprigen Natursteinplatten belegt. Gabi bezweifelt, dass wir hier richtig sind und unser „Guesthouse“ erreichen. Auf der 2D-Karte sah

natürlich alles sehr „flach“ aus.

 

 

 

Die Zufahrt erfolgt mitten durch eine Restaurant-Terrasse, viel Platz ist hier nicht. Das „History Inn“ atmet – wie der Name schon besagt -- die Geschichte der

letzten Jahrhunderte. Die freundliche Wirtin erwartet uns schon.

 

Das Gässchen trägt übrigens den Namen des russischen Generals Josef Wladimirowitsch Gurko, der maßgeblich am Zurückdrängen der Türken

auf bulgarischem Gebiet um 1878 im Russisch-Türkischem Krieg beteiligt war. An diese Ereignisse erinnert auch das Denkmal auf dem Schipka-Pass,

welches wir am Folgetag besuchen.

 

    

 

 

Etwa 90 km von Veliko Tarnovo entfernt befindet sich die Devetaki-Höhle. Ungewöhnlich sind die zahlreichen runden Öffnungen nach oben. Sicht- und hörbar

ist es ein Paradies für Schwalben oder Mauersegler, die schrill pfeifend in der Höhle herumjagen. Auch Fledermäuse leben hier in einem abgetrennten Bereich.

 

 

 

Auf dem Rückweg nach Veliko Tarnovo schauen wir noch kurz auf einen Kaffee im MotoCamp Bulgaria in Idilevo vorbei. Doug, der Hausherr ist anwesend

und steht für einen kurzen Small-Talk zur Verfügung. Ansonsten steigen hier mehrheitlich „Biker“ ab, gegenüber deren Touren sich unsere Runden eher

bürgerlich-bescheiden ausnehmen.

 

 

 

Morgen werden wir Bulgarien über die Grenzstadt Ruse(BG) verlassen und uns Richtung Bukarest halten. Anlass für ein angemessenes Abschiedsessen

auf „unserer“ Restaurant-Durchfahrtsterrasse.

 

    

 

 

Auf dem Weg Richtung Bukarest staunten wir nicht schlecht, als wir nach dem Tanken in der zugehörigen Raststätte zwei Jawas sahen, die zum Verkauf

standen. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, mir gefiel der Retro-Stil. Die Motorräder werden in Indien produziert und sind auch in Deutschland

erhältlich.

 

 

 

Am Südrand von Bukarest legten wir nach 180 km einen Zwischenstopp ein, bevor wir am nächsten Tag weitere 190 km Richtung Braşov in Angriff nahmen.

Hier wurden wir bereits von unseren MZ-Motorradfreunden Feri und Vali erwartet und freudig begrüßt. Wir lernten uns damals auf unserer Rumänientour 2011

kennen. Beide waren übrigens auch mit ihren MZs Gäste auf dem MZ-Forumstreffen 2017 in Zerbst. Ein herzliches Dankeschön geht an beide für die

erwiesene Gastfreundschaft! Es gab viel zu berichten, immerhin sind zwischenzeitlich 13 Jahre ins Land gegangen. Ein ausgedehnter Stadtbummel und ein

Ausflug zur „Dracula“-Burg Bran (die mit Dracula tatsächlich nichts zu tun hat) beschlossen unseren Aufenthalt in Braşov

 

 

 

Nun geht es in großen Sprüngen (270 km Cluj-Napoca(RO) – 310 km Szolnok(H) – 360 km Kúty(SK) – 430 km Dresden) zurück in die Heimat.

 

Leider kam es ab Szolnok(H) noch zu einem ernsthaften technischen Problem mit der ETZ. Beim Hochschalten in den Fünften, knallte und ruckte es auf

einmal. War der Fünfte dann irgendwie eingerastet, ging es eine ganze Weile gut. Anfangs dachte ich noch, schnell hochschalten, geräuschvoll einrasten

lassen, dann aber jeden Gangwechsel vermeiden, so könnten wir es schaffen.

 

Es wurde immer schlimmer. Langsam wuchs auch die Befürchtung, das „metallische Kleinigkeiten“ im Getriebe ein jähes Ende herbeiführen könnten. Es war

noch vor Budapest auf der Autobahn, als es beim Hochschalten abermals knallte und der Motor keine Zugkraft mehr zeigte, aus ...  Ich dachte, das war´s jetzt.

Wie von hier wegkommen??? Immerhin waren es noch 750 km bis nach Hause.

 

Unbewusst drehte ich den Benzinhahn nach vorn und sah, wie Benzin nachlief. Ach, du lieber Himmel, also Reserve war´s. Das Problem mit dem Fünften

blieb natürlich weiterhin bestehen. Ich beschloss nur noch bis zum Vierten hochzuschalten. Ob das Getriebe das Durchhalten wird? Die Fahrt war dadurch

alles andere als entspannend. Und bei 75...80 km/h hingen uns die LKWs am Hinterrad und versuchten uns in aggressiver Weise von der Fahrbahn zu

drängen. Als wir letzten Endes unversehrt vor der Haustür standen, fielen wir uns in die Arme ...  geschafft!

 

 

 

 

 

 

Die Tour war anstrengend, aber erlebnisreich. Gabi schwärmt vor allem von den Tagen am Schwarzen Meer. Wir freunden uns langsam mit dem Gedanken

an, künftig kürzer „zu treten“. Es müssen nicht mehr über 5000 km sein, es gibt genügend lohnende, schöne Ziele, die näher liegen und demzufolge auch keine

zusammenhängenden vier Wochen Zeit mehr erfordern

 

Schaun´wir mal ...

 

Lothar und Gabi, Dezember 2024

Oberhalb von Braşov(RO)