Die Luftberuhigungskammer
befindet sich bei der ES/ETS/TS 125/150 in der rechten Seitenverkleidung. Die
Frischluft wird unter der Sitzbank angesaugt und gelangt durch den Luftfilter
in das Innere der Seitenverkleidung. Es lohnt sich, die Dichtheit der
Luftberuhigungskammer einmal zu überprüfen.
Oben rechts (1) befindet
sich ein „technologisches“ Loch, durch das ungefilterte Luft eintreten kann.
Normalerweise ist dort ein
Gummistopfen. Ist er nicht vorhanden, sollte er unbedingt wieder eingesetzt
werden. Bei Verkleidungen aus der frühen Serie (1963) ist dieses Loch nicht
vorhanden.
Ein weiterer Lufteintritt
nach dem Filter ist an evt. unsauberen Schweißnähten wie z.B. an (2) und (3)
möglich.
Der Schlitz (4) für die Nase
des Werkzeugfachdeckels lässt ebenfalls ungefilterte Außenluft nach innen
durch, wenngleich die Zufuhr bei eingesetztem Werkzeugfachdeckel gering sein
wird.
Schließlich gibt es auch im
Inneren des Werkzeugfaches unverschweißte Blechecken, wo Luft eintreten kann
(5). Man kann aber davon ausgehen, dass die aus dem Inneren des Werkzeugfaches
angesaugte Luft relativ sauber ist.
Das untenstehende Bild zeigt
die von außen schwer auszumachenden inneren Wände (gelb), die die Form der
Luftberuhigungskammer bilden sowie mögliche Leckstellen (rot). Die angesaugte
Luft passiert den Luftfilter (a) und muss um bzw. durch ein gelochtes
Trennblech (b), das der Wegverlängerung des Luftstromes dient. Der Luftaustritt
in den Ansauggeräusch-dämpfenden Gummischlauch in Richtung Vergaser ist bei
(c).
Wird diese Seitenverkleidung
vor einer Neulackierung gesandstrahlt, ist peinlichst darauf zu achten, dass
sämtliche Strahlsandreste aus dem Inneren der Luftberuhigungskammer entfernt
werden. Ob das Ausblasen mit Druckluft zu 100%-igem Erfolg führt, hängt von
vielen Faktoren ab. Eine sichere Kontrolle ist kaum möglich, da es nicht
möglich ist, in alle Ecken des Inneren zu schauen.
Sicherer ist es deshalb, die
Luftberuhigungskammer vor dem Sandstrahlen vollständig zu verschließen, so dass
kein Sand eindringen kann. Bei (a) kann ein kreisförmiges Blech aufgeschraubt
werden und (c) lässt sich mit einem geeigneten Stopfen verschließen. Vor dem
Sandstrahlen besteht außerdem einmalige Chance, undichte Verschweißungen
nachzubessern.
Welch zerstörerische Wirkung
unwissentlich verbliebener Strahlsand bewirken kann, musste ich bei meiner
eigenen ES150 in bitterer Weise erfahren. Nach der Vollrestauration wurde ein
neu gemachter Motor mit Breitrippenzylinder eingesetzt, der nach etwa 400 km
aus Originalitätsgründen durch einen ebenfalls voll überholten Motor mit
Schmalrippenzylinder ersetzt wurde. Letzterer lief etwa 4000 km mit
unbefriedigender Leistung. Der aus der Luftberuhigungskammer angesaugte Rest an
Strahlsand zerstörte die Laufgarnituren beider Motoren und wahrscheinlich auch
die Kurbelwellen. „Kleine“ Ursache, große Wirkung und eine im Ergebnis zutiefst
bittere Erfahrung.
Aus Fehlern soll man lernen,
deshalb ist dieser Text gewissermaßen als warnendes „aid
memoire“ für
alle, die Ähnliches vorhaben zu verstehen. Zugegebenermaßen hatte ich
bislang die sensible Funktionalität der rechten Seitenverkleidung nicht in
gebührendem Maße beachtet.
Mit diesem Beitrag möchte
ich auch anregen, mal einen individuellen Blick auf die Seitenverkleidung der
o.a. Typen zu werfen. Möglicherweise gibt es weitere systematische „Lecks“ bzw.
wurden mit der einhergehenden Typpflege Verbesserungen im dargestellten Sinne
erreicht.
Neue Erkenntnisse sind
willkommen und werden hier an dieser Stelle gern mitgeteilt!
Lothar
November 2010